Am 6. Juni ist Dietmar Oelsner, langjähriger Herausgeber des NORDBOTE, im Alter von 68 Jahren gestorben. Am 27. November hätte er seinen 69. Geburtstag gefeiert.
Seit März 1996 kannte ich Dietmar Oelsner. Damals habe ich mich beim Nordbote beworben, der eine redaktionelle Mitarbeiterin für den Düsseldorfer Norden suchte. Wir trafen uns im Hotel Haus Litzbrück in Angermund bei einem Abendessen, das fast drei Stunden dauerte. Wir hatten gute Gespräche und gleich einen Draht zueinander. Wir tauschten uns über den Norden Düsseldorfs aus, er erzählte mir von den Anfängen des NORDBOTE, von seinen Plänen. Ich stellte rasch fest, dass Dietmar Oelsner ein Freund von guten Lebensmitteln war, Gastlichkeit mochte und auch vergorenen Trauben- und Gerstensaft zu schätzen wusste. Dem Anlass entsprechend und in Maßen.
Ein großer Tierfreund
Es gibt Menschen, die mit Tieren gut umgehen können. Besser als mit Menschen. Dazu zählte Dietmar Oelsner. Er begrüßte unseren ersten Hund Benny an der Tür, noch bevor er mir guten Tag sagte. Benny mochte ihn. Er hatte viele Jahre ein Pferd auf dem Brockerhof, das sehr alt wurde, weil er es liebevoll gepflegt hatte. Wie oft sah ich ihn mit seinem Pferd Burschi stundenlang am Rand des Hofes grasen, weil er nicht mehr zu reiten war. Dietmar Oelsner trug im Umgang mit seinen Tieren die Ruhe in sich, die er im Leben oft nicht hatte.
In unserer Familie war er immer wieder zu Gast. Ich wusste, dass der Kontakt zu seinen Geschwistern nicht eng war. Ganz zu Anfang unserer Zusammenarbeit, die von 1996 bis 2024 währen sollte, mit einigen Unterbrechungen, vertraute er mir einmal an, dass er aus dem Osten Deutschlands stammte, seine Eltern ihn nachgeholt haben. Die Art, wie er mir das erzählte, ließ mich spüren, dass das alles nicht ohne Kummer und Tränen abgelaufen war. Ich bin ein sensibler Mensch und merke mir gern die Zwischentöne im Gespräch.
28 Jahre Zusammenarbeit
In unserer 28 Jahre lang währenden Zusammenarbeit, in der wir sehr viel Fleiß in den NORDBOTE investiert haben – und auch ganz viel Freude, weil Kommunales für die Menschen vor Ort wichtig ist – haben wir uns oft um Kopf und Kragen geredet, gestritten, gefochten und uns vertragen. Den NORDBOTE voran zu bringen , das war unser gemeinsames Ziel. Meine Familie kannte er, zu runden Geburtstagen war er eingeladen. Meine Mutter, die an dem Tag, als er starb, 90 Jahre alt wurde, hat ihn manches Mal in den vergangenen Jahren zum Frühstück eingeladen. Dietmar Oelsner war gesellig und mochte die Menschen, auch wenn es ihm nicht leichtfiel, auf sie zuzugehen.
Zu seinen Eltern hatte er ein enges Verhältnis. Seine Mutter starb am 1. Weihnachtstag 2010, in den darauffolgenden Jahren besuchte er mehrfach pro Woche seinen Vater und sie aßen zusammen. Begeistert erzählte er mir von dessen Kochkünsten. Wie gesagt: Dietmar Oelsner war ein Freund der guten Küche, auch der Hausmannskost. Er liebte Kartoffelsalat und Frikadellen. Auch Rinderfilet. Alles zu seiner Zeit. Morgens ging er gern frühstücken. Mittags ging er gern essen. Er müsse ab und an einfach mal raus und Leute sehen, sagte er dann. Seit sechs Jahren hatte er einen Schäferhund, Amigo. Sein bester Freund. Die beiden waren unzertrennlich, Amigo ging ohne Leine an der Hauptstraße und hörte auf’s Wort. Dietmar Oelsner war ein Tierfreund.
Das Team
Im Laufe der Jahre wuchs sein NORDBOTE-Team. Wir waren insgesamt vier, manchmal fünf, die alle zwei Wochen eine Ausgabe stemmten. Corona haben wir überstanden, Konkurrenz abgewehrt, alle Stürme ausgehalten.
Dietmar Oelsner hatte immer ein gutes Gespür für Nachrichten, die die Menschen vor Ort interessieren. Und er hatte stets ein gutes Gespür für treue Mitarbeiter*innen. Dass er die Printausgabe in diesem März einstellen musste, weil auch das Anzeigenaufkommen rapide zurückgegangen und die Druckkosten immens gestiegen waren, hat sein Herz gebrochen. Denn neben Amigo war der NORDBOTE sein Leben. Mehr als 30 Jahre lang.
Und so überrascht es nicht, dass alle Menschen, die von seinem plötzlichen Tod am 6. Juni erfahren haben, als erstes fragen: Was ist mit Amigo? Er ist gut untergebracht, höre ich. Ein kleiner Trost.
Gabriele Schreckenberg (Lokalbuero)
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