Engagement für Kaiserswerth: Die Geschichte des Verkehrs- und Verschönerungsvereins

Der Panoramablick auf Kaiserswerth hat sich in den vergangenen 120 Jahren kaum verändert, sieht man von den jetzt fehlenden Türmen der Basilika ab. Sie wurden im 2. Weltkrieg als MG-Standorte missbraucht und von amerikanischer Artillerie daraufhin zerstört. Foto: hs
Der Panoramablick auf Kaiserswerth hat sich in den vergangenen 120 Jahren kaum verändert, sieht man von den jetzt fehlenden Türmen der Basilika ab. Sie wurden im 2. Weltkrieg als MG-Standorte missbraucht und von amerikanischer Artillerie daraufhin zerstört. Foto: hs
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Vor 120 Jahren gründeten Kaiserswerther Bürger und Geschäftsleute den „Verkehrs- und Verschönerungsverein Kaiserswerth e.V.“. Die Gründungsversammlung mit 27 Teilnehmern fand am 15. Juli 1904 in der Gaststätte „Im Schiffchen“ am Kaiserswerther Markt statt. Zum Vorsitzenden wurde Bürgermeister Derpmann gewählt. Zwei der damals gewählten Vorstandsmitglieder, Hauptlehrer a. D. Tussing und Kaufmann Franz Schiffer, blieben dem Verein in diesen Positionen über 25 Jahre treu.

Zentraler Zweck des Vereins war es, den seit 1898 mit Inbetriebnahme der elektrischen Schmalspur-Straßenbahn zwischen Düsseldorf und Duisburg wachsenden Ausflugsverkehr nach Kaiserswerth zu fördern. Vor allem aber sollte auch die Lebensqualität im damals noch sehr ländlichen Kaiserswerth verbessert werden. Man hoffte, mit einem breit aufgestellten Verein eine stärkere Stellung gegenüber der preußischen Obrigkeit und der schwerfälligen Verwaltung zu erlangen.

Schon in den Protokollen der ersten Mitgliederversammlungen wird deutlich, wo in Kaiserswerth der Schuh drückte. Priorität hatte zunächst das schlechte Wasser der Brunnen, aus denen sich Kaiserswerther Haushalte noch versorgen mussten. Eine Vereinbarung zur Mitbenutzung des Brunnens des Diakoniewerks, der schon seit 1892 mit einem Windrad auf dem Mühlenturm betrieben wurde, kam nicht zustande. So ließ die Stadt Kaiserswerth einen eigenen Wasserturm an der Walburgisstraße errichten. Bereits ab 1908 konnte dieser die meisten Haushalte in Kaiserswerth versorgen. 1927 schloss man sich an das Düsseldorfer Trinkwassernetz an. Ungenutzt und im 2. Weltkrieg beschädigt, wurde der Wasserturm 1947 gesprengt.

Weitere Probleme, mit denen sich der Verein befasste und für die er Lösungen initiierte oder unterstützte, waren zum Beispiel die schwerfällige, zu langsame Postzustellung. Der Postbote musste zum Beispiel auch den örtlichen Telegrafen und die Fernsprecher bedienen. Die Düsseldorf-Duisburger Kleinbahn wurde veranlasst, abends um 22:30 Uhr noch eine Spätverbindung anzubieten. Dienstags und samstags wurde ein Gemüsemarkt eingerichtet, freitags ein Fischmarkt. Der örtliche Karnevalsumzug wurde allerdings nicht finanziell unterstützt.

Die Eingemeindung von Stockum, das zusammen mit Lohausen zur Bürgermeisterei Kaiserswerth gehörte, nach Düsseldorf 1909 konnte nicht verhindert werden. Die Bürgermeisterei Kaiserswerth bestand somit nur noch aus Kaiserswerth und Lohausen und hatte geringere Einnahmen. Gegen die großen Schießstände in Golzheim wurde protestiert. Der Bau einer Zündschnurfabrik wurde aus Sicherheitsgründen abgelehnt.

Den Vorsitz im Verein übernahm 1911 Bürgermeister Dr. Rißdorf. Er scheute sich nicht, mit allen Behörden und Institutionen nicht nur freundlichen Austausch zu pflegen, sondern auch Forderungen und Anliegen der Bürger hartnäckig durchzusetzen. Bedeutende Maßnahmen in seiner Amtszeit waren unter anderem umfangreicher Hochwasserschutz mit neuen Deichen, die Verlegung des Kittelbachs, der Bau der Niederrheinstraße als Umgehung der Altstadt, der Ausbau der Straßenbahn zweispurig und auf eigener Trasse, eine Krananlage unterhalb des Mühlenturms zur Be- und Entladung von Frachtschiffen sowie der Ausbau des Personenschiffverkehrs. Der damalige Ausbau der Straßen und der Infrastruktur prägt heute noch Kaiserswerth.

Dr. Rißdorf schaffte es jedoch nicht, trotz energischer Proteste und Eingaben an die preußische Regierung in Berlin, die Eingemeindung der Bürgermeisterei Kaiserswerth nach Düsseldorf 1929 zu verhindern. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein Kaiserswerth e. V. löste sich auf. Selbständige Vereine wurden ohnehin 1933 mit den autokratischen NS-Organisationen gleichgeschaltet.

Ob die Neugründung eines entsprechenden Vereins jetzt Sinn macht?

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