Rückblick und Führung durch kriegerische Zeiten in Kaiserswerth

Dr. Martin Klöffler gibt Erläuterungen zur Kaiserwerther Festung und Belagerung 1702 anhand des Modells im Museum des Heimat- und Bürgervereins Kaiserswerth e.V. Foto: hs
Dr. Martin Klöffler gibt Erläuterungen zur Kaiserwerther Festung und Belagerung 1702 anhand des Modells im Museum des Heimat- und Bürgervereins Kaiserswerth e.V. Foto: hs

Zu einer sehr aufschlussreichen und interessanten Führung hatte der Heimat- und Bürgerverein Kaiserswerth e. V. Vor kurzem eingeladen. Dr. Martin Klöffler aus Lohausen ist zwar promovierter Chemiker, befasst sich aber seit 1980 mit technischen Aspekten der Militärgeschichte vom 18. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Rund 15 Teilnehmern erläuterte er zunächst die Hintergründe, die zur Belagerung von Kaiserswerth 1702 geführt hatten. Dann ging sein Vortrag weiter über Details im Festungsbau in Kaiserswerth, der bereits um 1650 begonnen hatte.

Eine erste Belagerung fand 1689 statt. Damals brannte der für die damalige Zeit mit 60 Meter hohe Bergfried der ehemaligen Kaiserpfalz völlig aus. Er wurde nicht wieder instand gesetzt. Kaiserswerth war damals kurkölnisches Territorium, Kurköln mit Frankreich verbündet. Die Festungen in Kaiserswerth mit einer französischen Garnison und in Bonn-Beuel waren wichtige rechtsrheinische Brückenköpfe.

Auch bei der Belagerung 1702 im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) saß wieder eine französische Garnison in der Kaiserswerther Festung, Belagerer waren eine kaiserliche (Habsburger) Allianz unter anderem mit Niederländern und Preußen. Der in Düsseldorf residierende Kurfürst Johann Wilhelm, genannt „Jan Wellem“ (Jülich/Kleve/Berg), war ebenfalls daran beteiligt. Kaiserswerth war in dieser langen Auseinandersetzung zwar nicht der wichtigste Kriegsschauplatz, aber der blutigste. Auf der Seite der Belagerer sollen 6000 Soldaten gefallen sein, auf Seiten der Belagerten rund 800, nicht gerechnet die vielen, ungezählten, zu Schanzarbeiten und Frondienst herangezogenen Menschen.

Die Belagerung begann im April 1702. Nachschub erhielt die französische Garnison über den Rhein mit Fähren und temporär auch über eine Brücke. Erst nach einem sehr blutigen Sturmangriff auf die Ostflanke (am heutigen Klemensplatz) am 15. Juni 1702 mussten die Franzosen kapitulieren. Der Festungsgraben hatte trocken gelegen wegen eines Fehlers in der Wasserhaltung. Die mittelalterliche Stadt in Holzfachwerk wurde durch Artilleriebeschuss und Feuer völlig zerstört. Nur wenige aus Stein errichtete Gebäude wie Basilika, Zollhaus, Am Mühlenturm 8 und Gewölbekeller blieben erhalten. In der Kapitulationsurkunde wurde die vollständige Niederlegung der Festung und die Sprengung der Kaiserpfalz vereinbart. Die Bastion St. Suitbertus, welche den heutigen Spielplatz im Wallgraben überragt, ist eine Wiederherstellung Mitte des 18. Jahrhunderts.

Details zur Kaiserswerther Festung und ihrer Zerstörung hat Dr. Martin Klöffler in einem 93-seitigen Buch „Totaliter ruiniertet“ – die Belagerung von Kaiserswerth 1702, Materialien zur Festungsforschung Hamburg 2025, festgehalten.

Titelblatt 2029 09 30

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