Neues Logistikzentrum geplant: Bald keine LKW mehr in Wanheim?

Die neuen Logistikhallen sind auf dem rechten Gelände geplant (blau eingezeichnet). Quelle: dd Planquadrat Architekten
Die neuen Logistikhallen sind auf dem rechten Gelände geplant (blau eingezeichnet). Quelle: dd Planquadrat Architekten

Die Möglichkeit rückt näher, den LKW-Verkehr aus Wanheim herauszubekommen. Darüber informierte der Bürgerverein Wanheim-Angerhausen in Zusammenarbeit mit dem SPD-Ortsverein am Mittwochabend, 21. Mai, in den Reinlust-Terrassen. Mehr als 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um sich die Pläne für ein neues Logistikzentrum anzuhören und darüber zu diskutieren – anfangs sehr emotional, später eher sachlich.

Die Architekten Dieter Düster und Ursula Platzköster stellten die Pläne vor. Die Einfahrt der Firma Winning BLW, die sich bislang an der Friemersheimer Straße befindet, soll samt Pförtnerhaus und LKW-Waage an die Richard-Seiffert-Straße verlegt werden – so, wie es Pläne seit Jahren vorsehen. Finanziert werden könnte das Projekt durch eine Restrukturierung von Winning BLW. Die Präzisionsschmiede befindet sich seit 115 Jahren an dieser Stelle und wurde 2019 vom jetzigen Betreiber übernommen. Hier arbeiten 250 Menschen. Verkauft werden soll der nördliche Teil des Grundstücks, auf dem sich bisher alte Lagerhallen befinden. Dazu erklärte Julian Lehrmann, BLW-Director Investments: „Wir möchten den Standort sichern und das Geld reinvestieren, zum Beispiel in neue Waschräume und in neue Anlagetechnik. Das ist auch mit dem Betriebsrat abgesprochen.“

Diese Einfahrt soll geschlossen werden. Bislang fahren die LKW durch enge Straßen durch den Ort. Foto: sam
Diese Einfahrt soll geschlossen werden. Bislang fahren die LKW durch enge Straßen durch den Ort. Foto: sam

Ein Investor für das gut 67.000 Quadratmeter große Gelände steht mit der Axa-Group bereit. Sie würde, so die Experten des Duisburger Büros „dd Planquadrat Architekten“, dort Logistikhallen errichten und vermieten. Laut der Machbarkeitsstudie sollen vier Logistikhallen entstehen, maximal 18 Meter hoch – etwa so wie bisher. Die Entfernung zur Wohnbebauung liege etwa bei 48 bis 56 Metern. Die Beladung werde ausschließlich von der südlichen Seite aus an 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche geschehen. Nachts sei nur eine Beladung der beiden Hallen möglich, die nahe am Rhein liegen. Für die Fahrer würden WC, Duschen, Verpflegungs- und Parkmöglichkeiten auf dem Betriebsgelände zur Verfügung stehen. Tagsüber dürften 18 LKW pro Stunde abgefertigt werden, nachts sechs pro Stunde. Es würden 282 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Das Interesse an den Plänen, was auf dem Winning-Gelände geschehen soll, war groß. Foto: sam
Das Interesse an den Plänen, was auf dem Winning-Gelände geschehen soll, war groß. Foto: sam

Ein wichtiger optischer Aspekt sei der 26 Meter tiefe und sechs Meter hohe Wall, der vom Rhein bis etwa zur Kirche reichen soll und von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden könne. Dieser werde die Wohnqualität verbessern und die Grundstücke aufwerten.

Die anschließende Fragerunde verlief anfangs sehr emotional. Die Anwohner der Friemersheimer Straße befürchten durch die hohen Neubauten eine Verdunkelung und Abwertung ihrer Wohneinheiten – alle haben als abschreckendes Beispiel die große Lagerhalle vor „Tiger & Turtle“ vor Augen. Anhand einer Beschattungssimulation konnte die Architektin die Bedenken weitgehend ausräumen.

Die Anwohner der Ehinger Straße erleben jetzt schon eine Überbelastung – die durch den zusätzlichen LKW-Verkehr auch das Lärmproblem verschlimmern würde. Die Planer betonten, dass Grenzwerte eingehalten würden. Generell fühlen sich viele Wanheimer von der Stadt vernachlässigt. Theo Küpper, Vorsitzender des Bürgervereins, erklärte, dass die Deutsche Bahn einen Lärmschutz entlang der Gleise anbringen werde.

Architekt Dieter Düster erklärte die Pläne. Im Hintergrund zu sehen (von links): Julian Lehrmann, Werner von Häfen und Theo Küpper. Foto: sam
Architekt Dieter Düster erklärte die Pläne. Im Hintergrund zu sehen (von links): Julian Lehrmann, Werner von Häfen und Theo Küpper. Foto: sam

Bauvoranfrage steht kurz vor der Genehmigung

Architekt Dieter Düster unterstrich: „Wir haben uns viel Mühe mit den Planungen gegeben, das haben hoffentlich alle gemerkt.“ Das Gelände von Winning BLW liege in einem Industriegebiet – hier könnte theoretisch auch lautes Gewerbe angesiedelt werden. Mit dem Logistikzentrum würde ein Gewerbe mit harmlosen Emissionen, ohne Lärm und Luftverschmutzungen entstehen. Dem Unmut der Anwesenden, dass noch nicht genau gesagt werden könne, welche Unternehmen die neuen Hallen nutzen werden, entgegnete Ursula Platzköster: „Dies ist in der Betriebsbeschreibung genau festgelegt. Diese wird Bestandteil der Baugenehmigung sein.“ Unter anderem heißt es dort: Es entstehen keine Späne oder Restemulsionen/Öle bei der Verarbeitung; es werden keine wassergefährdenden Stoffe und Flüssigkeiten gelagert; es werden keine Güter gelagert, deren Art der Lagerung negative Auswirkungen auf die Immissionen haben (etwa Lärmimmissionen durch Kühlaggregate für zu kühlende Lebensmittel), soweit sie nicht im Immissionsgutachten berücksichtigt sind.

Laut Düster steht die Bauvoranfrage kurz vor der Genehmigung. Er unterstrich, dass nach § 34 gebaut werde, also die politischen Gremien nicht mehr eingebunden seien. Die Fachabteilungen hätten die verschiedenen Gutachten geprüft. Der Bauantrag könne wohl bald gestellt werden. Im Jahr 2026 könnte dann mit den Bauarbeiten begonnen werden. Er regte an, in einigen Monaten die nächste freiwillige Bürgerversammlung einzuberufen, um weiterhin zu informieren.

SPD-Ratsherr Werner von Häfen begrüßte die Chance, den LKW-Verkehr aus Wanheim zu bekommen, denn auch der Container-Dienst werde durch das Neubauprojekt nicht mehr über die Friemersheimer Straße fahren können. Als Stimmungsbild nahm er viele kritische Meinungen mit, aber auch Applaus. Ein Vater freute sich beispielsweise darüber, mit seiner zweijährigen Tochter nicht mehr zwischen LKW hindurch durch den Ort gehen zu müssen. Über eine Anregung aus den Zuschauerreihen gilt es jetzt nachzudenken: die neuen Hallen zur Straße hin höhenmäßig abzustufen.

Die neuen Logistikhallen sind auf dem rechten Gelände geplant (blau eingezeichnet). Quelle: dd Planquadrat Architekten
Die neuen Logistikhallen sind auf dem rechten Gelände geplant (blau eingezeichnet). Quelle: dd Planquadrat Architekten

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3 Antworten

  1. In dem Artikel vom 23.05.2025 ist zu lesen, daß der Verkehr aus Wanheim durch das neue Logistikzentrum herauskommen könnte. Das liest sich erst mal positiv.
    Zu beachten, und in dem Artikel nicht beschrieben, ist daß sich die Verkehrssituation außerhalb Wanheim drastisch erhöhen wird.
    Wohin fließt der zusätzliche Verkehr von 592 LKW`s rund um die Uhr täglich?
    Zur A40 Richtung Norden ist Wanheim, Hochfeld und Altstadt Duisburg betroffen. Die jetzige Verkehrssituation ist jetzt schon angespannt.
    Zur A524 Richtung Süden ebenfalls, da hier 7 Ampelanlagen überfahren werden müssen um auf die B288 zu gelangen. Die Kreuzung in Mündelheim ist seit Jahren überlastet und Unfallträchtig. Die Rheinbrücke Uerdingen kann nicht genutzt werden, da sie für Fahrzeuge über 30 Tonnen gesperrt ist. Hinzu kommt, daß die Rumpelstraße zwischen HKM Tor1 und Tor 2 so eng ist, daß kein entgegenkommender LKW vorbei kommt.
    18 Meter hohe Hallen mit einem 6 Meter hohen Erdwall schön zu reden hilft auch nicht weiter.
    Logistikzentren schönzureden mit dem Argument von einigen Arbeitsplätzen und einem begrüntem Wall kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Last auf andere Bürger übertragen wird. In diesem Fall sollte die Genehmigungsbehörde sich erst mal anschauen wie es in dem Umfeld und den Emissionen aussieht und was es mit den Bürgern macht.
    Auch wenn Herr Küpper den Artikel gelungen findet fehlt mir der Tellerrand über den man schauen sollte.

  2. Warum reden die Herren Küpper und von Häfen das Projekt so schön?
    Das ist für Wanheim eine neue Katastrophe, warum kehrt man das unter den Teppich?
    Na klar, von Häfen wohnt in Bissingheim, da gibt es solche Probleme nicht, dort ist Ruhe und Idylle pur.
    Aber Küpper, dem müsste doch der Kamm schwellen, aber er labert von Schallschutz an der Bahnstrecke. Nach der Taktverdichtung auf den Gleisen vor einigen Jahren, hätte die Bahn längst Schallschutz nachrüsten müssen.

    Ahh, vielleicht werden die Architekten kostengünstig oder sogar ganz ohne Honorar, seine Rheinlust-Fantasien neu befeuern.
    Eine Hand wäscht die andere.
    Wenn man sich vorstellt, die Häuser der Anlieger haben 2-3 Geschosse, also irgendwas um 10 m Höhe, dann kommen 18 Meter hohe Riesenhallen in kurzem Abstand davor zu stehen. Tolle Vorstellung und grandiose Aussicht. Dazu kommt der Lärm von 18 LKW pro Stunde, also alle 3 Minuten einer und zwischendurch von Flurförderzeugen und sonstige Betriebsgeräusche. Die nächtliche Beschränkung aus 6 LKW pro Stunde, ergibt sich aus einem zu hohen Lärmpegel.

    Dazu kommen die 592 LKW die unsere Straßen zusätzlich zerstören. Das alles für 2,50 Euro Gewerbesteuern die nicht einmal ansatzweise diese Schäden ersetzen.

    Zitat Düster: „Das Gelände von Winning BLW liege in einem Industriegebiet – hier könnte theoretisch auch lautes Gewerbe angesiedelt werden. Mit dem Logistikzentrum würde ein Gewerbe mit harmlosen Emissionen, ohne Lärm und Luftverschmutzungen entstehen.“ Aha, Lärm und LKW Abgase sind also harmlos? Lärm ist durch die TA Lärm für Wohnbebauungen beschränkt, nachts maximal 40 dBa. Das wird in den Gutachten leider nur rechnerisch ermittelt und damit schön passend gebogen.
    Oder wassergefährdende Öle und Restemulsionen/Öle, dafür sind die Auflagen derart hoch und so nahe an einer Wohnbebauung nicht genehmigungsfähig.
    Da wir beschönigt und verhamlost, unfassbar.

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