„Melde dich“ – Warum diese Floskel zu wenig ist

Oft genügt eine kleine, aufmerksame Handlung, um den Alltag eines Menschen aufzuhellen und ihm das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Foto: goodinteractive
Oft genügt eine kleine, aufmerksame Handlung, um den Alltag eines Menschen aufzuhellen und ihm das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Foto: goodinteractive

Wenn es einer Freundin oder einem Freund, einer Bekannten oder einem Bekannten schlecht geht – sei es durch einen Trauerfall, eine schwere Krankheit, Beziehungsprobleme, berufliche Sorgen oder ein traumatisches Erlebnis –, reagieren wir oft mit einer kurzen Nachricht des Mitgefühls und dem Satz: „Melde dich einfach.“ In heutigen Freundschaften und Bekanntschaften, die oft über Messenger laufen, sind diese Worte fast schon zum Standard geworden. Doch wie hilfreich ist dieser Satz wirklich?

Getippt und abgeschickt – aber der Gedanke an echtes Helfen bleibt oft oberflächlich. Keine Frage, es ist nicht leicht, in einer solchen Situation das Richtige zu tun. Eine Trennung, ein Todesfall oder eine Krankheit passen nicht in unseren oft hektischen Alltag, der sonst reibungslos laufen soll. Wie lange wird das Trösten dauern? Schaffe ich dann noch den Einkauf, meine Verabredung am Abend oder die seit Langem geplante Wochenendreise? Soll ich jetzt wirklich etwas absagen?

„Melde dich, wenn du was brauchst“ klingt nach Fürsorge, ist aber keine. Denn der Satz verlagert die Verantwortung auf den anderen. Die Person in einer Krise müsste selbst aktiv um Unterstützung bitten und ihre Notlage erneut ausdrücken – etwas, das gerade in Phasen des Schmerzes oder der Erschöpfung schwerfällt und oft kaum möglich ist. Viele Betroffene schätzen solche Nachrichten zwar als nette Geste, wünschen sich jedoch, dass Freunde und Bekannte von sich aus konkreter handeln würden.

Das „Melde dich“-Angebot bleibt oft eine wohlmeinende, aber unverbindliche Floskel. Tatsächlich schreibt man „Melde dich einfach“ häufig deshalb, weil einem die richtigen Worte fehlen und man unsicher ist, wie man sich weiter einbringen sollte. Echte Unterstützung zeigt sich jedoch eher durch konkrete Taten als durch unverbindliche Worte. Statt „Melde dich“ könnten wir zum Beispiel anbieten: „Ich bringe dir morgen etwas vorbei“, „Ich rufe dich am Wochenende an“ oder „Lass uns nächste Woche zusammen spazieren gehen.“ Solche Gesten zeigen auf praktische Weise, dass man für die andere Person da ist, ohne dass sie selbst um Hilfe bitten muss.

In einer Zeit, in der Freundschaften oft über Messenger gepflegt werden, sollten wir unsere Worte sorgfältig wählen. Wahre Freundschaft zeigt sich gerade in solchen Momenten – indem wir bereit sind, unsere Komfortzone zu verlassen. Solche Situationen sind eine Bewährungsprobe, und oft sind es die kleinen, konkreten Taten, die mehr helfen als Worte. Ein persönlicher Anruf oder eine liebevolle Geste kann für jemanden in einer Krise unglaublich viel bedeuten. Indem wir wirklich für jemanden da sind, können wir einen Unterschied machen. Oft reicht schon eine kleine, aufmerksame Handlung, um den Alltag des anderen ein wenig aufzuhellen und das Gefühl zu schenken, nicht allein zu sein. Ein paar ehrliche Worte oder ein spontaner Besuch können mehr bewirken als viele große Versprechen – sie spenden Trost und Geborgenheit, genau dann, wenn sie am meisten gebraucht werden.

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