Lesenswertes Buch von Ahlemann über „Wittlaer und der Wittlaerer Hof“

Der Huckinger Heimatforscher Dietmar Ahlemann hat sich mit der Geschichte des Wittlaerer Hofes sowie der Historie des Ortes beschäftigt. Foto: sam
Der Huckinger Heimatforscher Dietmar Ahlemann hat sich mit der Geschichte des Wittlaerer Hofes sowie der Historie des Ortes beschäftigt. Foto: sam

Eigentlich wollte der Huckinger Heimatforscher Dietmar Ahlemann ein Buch schreiben, das sich mit der Chronik des Wittlaerer Hofs beschäftigt. Aufgrund seiner umfangreichen Recherchen ist allerdings ein Werk entstanden, das sich auch mit der Geschichte des Ortes intensiv auseinandersetzt. Es trägt den Titel: „Wittlaer und der Wittlaerer Hof. Die Geschichte von den Anfängen, über die Zeit unter der Herrschaft des Stifts Vilich bis heute“. Es lohnt sich, einen genaueren Blick hineinzuwerfen.

Im Geleit bedankt sich Familie Dr. Otto-Heinrich Blank für die „akribische und umfangreiche Arbeit“ des Autors. Trotz des wissenschaftlichen Anspruchs lade das Buch jeden in Wittlaer und Umgebung ein, etwas über den Ort zu erfahren: „Es lohnt sich, und man entdeckt vieles, was man nicht vermutet hätte.“ Auch Roman Wesolowski lobt für den Heimat- und Kulturkreis Wittlaer, dass eine Geschichte entstanden sei, „über unser geliebtes Dorf, die bisher nicht bekannte Aspekte zeigt.“ Für alle, die sich für die Geschichte der Heimat interessierten, habe Ahlemann eine „gelungene Lektüre“ geschaffen.

Wie Ahlemann, der als Vorsitzender des Bürgervereins Huckingen bekanntermaßen gerne detailliert und sorgsam die Geschichte der umliegenden Orte und Höfe aufgreift, im Vorwort erklärt, habe bisher eine ganzheitliche, detaillierte Darstellung der Geschichte des Wittlaerer Hofs gefehlt, insbesondere der frühen Ortsgeschichte. Er schreibt: „Das Ziel des Autors war es, die ausgemachten Lücken zu schließen und die bisherigen Fehler zu korrigieren.“ Für die Geschichte vor 1144 habe er auf Vermutungen und Hypothesen zurückgreifen müssen – er freue sich auf den Diskurs. Ahlemann arbeitet mit mehreren Exkursen, die seiner Ansicht nach für das Gesamtverständnis der Hofgeschichte erforderlich sind. Dabei geht es um das Stift Vilich, die Wittlaerer Kirche, die regionale Kalkindustrie und den Verloher Hof.

Das Buch ist 188 Seiten stark und fällt durch sein Querformat auf. Gegenüber NORDBOTE.de erklärte der Autor: „Die Aufmachung sollte etwas Besonderes sein. Daher haben wir das ungewöhnliche Format DIN A4 quer gewählt und auch den Hardcover-Einband auf der Titelseite mit dem Lackauftrag haptisch besonders gestaltet.“ Sein Dank gilt seiner Frau Andrea sowie Irene Maria Blank, die sich um die Gestaltung gekümmert hätten. Zusammen mit der Duisburger Druckerei WoWi haben sie den Einband entworfen.

Der zweite Weltkrieg blieb am Wittlaerer Hof nicht ohne Folgen. Hier ist eine Aufnahme aus 1945 zu sehen. Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf
Der zweite Weltkrieg blieb am Wittlaerer Hof nicht ohne Folgen. Hier ist eine Aufnahme aus 1945 zu sehen. Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf

Gleich zu Beginn des Buches ermöglicht Ahlemann den Leserinnen und Lesern einen schnellen Überblick. Der Ort Wittlaer, dessen Name „weißgekalkte Fachwerkgebäude“ bedeute, sei vermutlich zwischen 150 und 250 n. Chr. in der römischen Kaiserzeit entstanden. Neben dem königlichen Gut „Wittlaer“ wurde zwischen 623 und 639 die Pfarrkirche St. Remigius errichtet. Der Hof war für die Versorgung der Ortsgeistlichen zuständig. Zwischen 1036 und 1045 erhielt das Stift Vilich den Ort als Geschenk. Das Stift unterstand nur dem König und behielt die Herrschaft über Wittlaer bis ins 19. Jahrhundert. Erstmals in einer Urkunde erwähnt wurde Wittlaer 1144. 1803 fiel Wittlaer an den Fürsten von Nassau-Usingen und ging später an Preußen. 1815 war Wittlaer Teil der „Spezialgemeinde Einbrungen und Wittlaer“ in der „Bürgermeisterei Kaiserswerth“ (1927 in „Amt Kaiserswerther Land“ umbenannt), Landkreis Düsseldorf. Am 22. Dezember 1835 verkaufte Graf Spee den Wittlaerer Hof mit Land an die Familie Walbröhl/Blank. Zu Beginn 1975 wurde das „Amt Angerland“ aufgelöst. Angermund, Bockum, Wittlaer und Kalkum wurden nach Düsseldorf eingemeindet.

Im weiteren Verlauf des Buches zeigt Ahlemann unter anderem die enge Verbindung zwischen der Kirche St. Remigius und St. Dionysius in Mündelheim sowie zwischen dem Verloher und Wittlaerer Hof auf. Als ersten namentlich bekannten Aufsitzer des Wittlaerer Hofes stellt der Autor den 1357 auftretenden Kreuzberger Schöffen „Adolphus de Witler“ heraus. Zu lesen ist – wie hier nur in ganz groben Zügen dargestellt werden kann –, wie sich der Hof entwickelt. 1626 umfasste der Wittlaerer Hof 85 Morgen Ackerland, 1 Morgen Gartenland und 1 Orth Baumgarten. „Es handelte sich um mehr als 20 Parzellen, die zwischen einem Morgen und mehr als 10 Morgen umfassten.“

Zwischen 1709 und 1756 erfolgte die Bewirtschaftung des Hofs in Form einer „Hofjüngerschaft“, also nicht mehr durch einen Pächter auf eigene Rechnung, sondern durch einen Verwalter auf Namen und Rechnung des Stifts. Als Pächter agierte das Ehepaar Friedrich Blumenkamp und Maria Schorn. Ahlemann führt die verschiedenen Pächter sowie Bautätigkeiten an. So wurde zum Beispiel 1764 ein Neubau der Scheune in Ziegelbauweise geplant. Ahlemann: „Generell lässt sich festhalten, dass die Pachtbedingungen trotz Vielzahl der Leistungen eher pächterfreundlich waren.“ Zudem: „Insgesamt war die `Vilicher Zeit´ des Wittlaerer Hofes eine durch viele Höhen und Tiefen geprägte Zeit, die sowohl die Geschichte des Stifts im fernen Vilich als auch die Geschichte Kaiserswerths und des Amtes Angermund widerspiegelt.“

Formeller Eigentümer des Wittlaerer Hofs wurde 1808 Napoleon. Allerdings nur für neun Tage, dann kaufte ihn Franz Anton Graf von Spee, zusammen mit dem Verloher Hof und dem Dickenbusch – vermutlich „zu einem sehr attraktiven Preis“. 1809 gehörten zum Wittlaerer Hof 82,5 Morgen Land. Auf dem Hof lebten zwölf Personen. 1810 hatte die gesamte Honschaft Wittlaer 183 Einwohner. Das Kirchdorf Wittlaer hatte 1815/16 126 katholische Einwohner, keine Protestanten. Ab 1835 übernahmen die Geschwister Walbröhl den Wittlaerer Hof und erwarben 1841 zudem das benachbarte Kunigundengut. 1843 gab es eine Immobilienteilung: Der Hof in Wittlaer ging an Heinrich, später übernahmen seine Erben ihn.

1945 waren am Wittlaerer Hof einige Kriegsschäden zu sehen. Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf
1945 waren am Wittlaerer Hof einige Kriegsschäden zu sehen. Quelle: Stadtarchiv Düsseldorf

1907 hielt die Elektrizität Einzug ins Dorf, 1910 gab es die erste Straßenbeleuchtung. Wasserleitungen wurden 1913/14 verlegt. „Der technische Fortschritt jener Zeit war rasant“, resümiert Ahlemann. Als lokaler Ortsvorsteher war Wilhelm Walbröhl 1912 einer der Gründer eines ersten Wittlaerer Bürgervereins. Er verpachtete 1917 den Hof an Johann Brockerhoff und dessen Frau Anna. 1925 gab es den ersten Traktor auf dem Wittlaerer Hof.

1912 hatte Wilhelm Walbröhls Tochter Gertrud Dr. med. Otto Blank geheiratet. 1923 wurde Sohn Otto-Wilhelm geboren. Aus einer zweiten Ehe Otto Blanks gingen die Kinder Anna-Maria und Heinrich-August hervor. Nach dem Tod des Vaters war Maria die Hoferbin. Sie vermachte den an die Familie Brockerhoff verpachteten Hof an Otto-Wilhelm Blank. Ahlemann: „Wenn man so will, blieb der Hof damit in der Familie, denn Dr. med. Otto Blank war mit Marias Schwester Regina Walbröhl verheiratet.“

Ab 1950 lag die Bewirtschaftung des Wittlaerer Hofes in den Händen des Eigentümers Otto-Wilhelm Blank; Familie Brockerhoff verließ nach schwierigen Auseinandersetzungen den Hof. Aus der Ehe zwischen Otto-Wilhelm und Maria Hubertine gingen zwei Kinder hervor: Christine und Otto-Heinrich. 1985 übernahm Dr. Otto-Heinrich Blank den Hof. Dieser pachtete 1998 den Ellerhof, 2013 kaufte er ihn. Der Autor beschreibt: „Auf dem Wittlaerer Hof befindet sich nun die Gutsverwaltung, während der Landwirtschaftsbetrieb vom Ellerhof in Mündelheim erfolgt.“ Familie Blank richtete 2008 zum 30-jährigen Bestehen des Heimat- und Kulturkreises Wittlaer eine Feier im Hof aus.

In seiner Schlussbetrachtung macht Ahlemann darauf aufmerksam, dass durch die Schenkung an das Stift Vilich die Wittlaerer Verhältnisse für mehrere Jahrhunderte nahezu unverändert bewahrt wurden. Bis ins 20. Jahrhundert hinein blieb Wittlaer ein kleiner Ort mit wenigen Gebäuden und Einwohnern, ein „durchweg beschaulicher Ort, was neben der Rheinlage sicherlich ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität Wittlaers war und noch immer ist.“

Dietmar Ahlemann: „Wittlaer und der Wittlaerer Hof. Die Geschichte von den Anfängen, über die Zeit unter der Herrschaft des Stifts Vilich bis heute“ (Copyright Familie Dr. Otto-Heinrich Blank)
Duisburg 2024, ISBN 978-3-00-077908-4
Dietmar Ahlemann: „Wittlaer und der Wittlaerer Hof. Die Geschichte von den Anfängen, über die Zeit unter der Herrschaft des Stifts Vilich bis heute“ (Copyright Familie Dr. Otto-Heinrich Blank) Duisburg 2024, ISBN 978-3-00-077908-4

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Eine Antwort

  1. Lieben Dank für den ausführlichen Artikel zum Buch! Wer sich für das Buch interessiert, kann es zum Preis von 20€ entweder bei den lokalen Verkaufsstellen des Huckinger Bürgervereins (https://huckingen.de/veroeffentlichungen/) oder im Onlineshop des Vereins (https://huckingen.de/shop/) erwerben. Bei Bestellung über den Onlineshop fallen Versandkosten an. Die Einnahmen gehen als Spende an den Huckinger Bürgerverein. Viele Grüße, Dietmar Ahlemann

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