Heiligabend im Huckinger Hospiz: Wie Menschen ihr letztes Weihnachtsfest begehen

Schwester Bernadett Maria (rechts) und Annette Helling erzählen, wie das haupt- und ehrenamtliche Hospiz-Team die Weihnachtszeit für die Patientinnen und Patienten in Huckingen gestaltet. Foto: Daniel Boss
Schwester Bernadett Maria (rechts) und Annette Helling erzählen, wie das haupt- und ehrenamtliche Hospiz-Team die Weihnachtszeit für die Patientinnen und Patienten in Huckingen gestaltet. Foto: Daniel Boss

Wie verläuft der Heilige Abend an einem Ort, an dem Trauer und Tod feste Bestandteile des Alltags sind? An einem Tag, der stark emotional aufgeladen ist. „Weihnachten, aber auch der gesamte Advent ist für Patienten und ihre Angehörigen eine hochsensible Zeit“, sagt Annette Helling, die das stationäre Hospiz im Malteser Hospizzentrum St. Raphael in Huckingen leitet. Denn allen Beteiligten sei bewusst: „Das kommende Weihnachtsfest wird für die Patientin oder den Patienten das letzte sein.“

Trotzdem oder gerade deshalb würden viele der Schwerkranken, die vom Team an der Remberger Straße rund um die Uhr betreut werden, die Wochen oder Tage so intensiv wie möglich erleben. So würden stets schon vor dem 1. Advent die Flure dekoriert. Auch der Weihnachtsbaum werde lange vor dem 24. Dezember im Wohnzimmer aufgestellt. Rund um den Nikolaustag finde traditionell ein Weckmann-Essen statt. „Das ist dann unsere erste Adventsfeier im Hospiz“, so Annette Helling.

Hinzu kämen Besuche von ehrenamtlichen Musikgruppen, die auf den Fluren Weihnachtliches spielen und singen, und von Kommunionkindern aus der Kirchengemeinde, die kleine Lichter bringen. Das hauseigene Kino-Angebot, immer donnerstags, passe sich ebenfalls der adventlichen Stimmung an. „Gewünscht werden Filme wie Der kleine Lord oder Die Feuerzangenbowle.“ Die Leiterin betont: „Die Teilnahme an diesen Aktionen und Angeboten ist natürlich rein freiwillig.“ Wer seine Ruhe haben möchte, bleibe auf seinem Zimmer und lasse die Tür zu.

Das gelte auch für die Heiligabend-Feier, die in diesem Jahr zum 18. Mal von Schwester Bernadett Maria gestaltet wird. Die Ordensfrau aus Marxloh, Seelsorgerin im Malteser-Hospiz, feiere um 15 Uhr einen Weihnachtsgottesdienst im stationären Hospiz. Die Patientinnen und Patienten könnten je nach Wunsch und Zustand auf Rollstühlen und Stühlen Platz nehmen. „Manche lassen sich auch im Bett dorthin schieben“, erzählt die 67-Jährige. Wenn die Möglichkeit bestehe, feierten manche auch im Kreis ihrer Familie und würden anschließend zurück ins Hospiz gebracht. „Wer keinen Besuch bekommt, um den kümmern wir uns an diesem Tag ganz besonders“, sagt Annette Helling.

Kleiner rollender Altar, inklusive Krippe und Friedenslicht
Zum Wortgottesdienst kämen erfahrungsgemäß etwa 30 Menschen für eine knappe Stunde zusammen. Die Hälfte davon seien Bewohnerinnen und Bewohner. Zusammen mit Angehörigen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden hören sie die Weihnachtsbotschaft und singen klassische Weihnachtslieder, begleitet von der Musikgruppe „Mensch zu Mensch“. Bei „Zu Bethlehem geboren“ oder „Stille Nacht“ würden häufig Tränen fließen. „Die Patienten und Angehörigen dürfen, ja, sollen ihre Trauer zulassen“, sagt die Seelsorgerin. Nach dem Wortgottesdienst gebe es Kaffee und Kuchen auf den Zimmern. Mit ihrem „kleinen rollenden Altar“, inklusive Krippe und Friedenslicht aus Bethlehem, gehe Schwester Bernadett Maria durch die Zimmer. „Wo es gewünscht ist, trete ich ein.“

Das Abendessen bestehe dann – ganz traditionell – aus Kartoffelsalat mit Würstchen. „Viele Patientinnen und Patienten sind gerührt, dass sie an diesem Weihnachtsfest im Mittelpunkt stehen. Für manche ist es das erste Mal, dass sie Wertschätzung verspüren“, sagt Annette Helling.

Zur Realität eines Hospizes gehört es auch, dass Menschen an Heiligabend sterben. „Wie an jedem anderen Tag haben die Angehörigen dann die Möglichkeit, in aller Ruhe und Stille von ihren Liebsten Abschied zu nehmen“, führt die Leiterin aus. „Und wenn Patientinnen und Patienten fühlen, dass sie es nicht mehr bis Weihnachten schaffen, helfen wir auf Wunsch dabei, dass es auch im Mai oder August ein bisschen adventlich wird.“ Besonders in Erinnerung geblieben sei dem Hospiz-Team ein Weihnachtsmarkt, den Angehörige im Innenhof der Einrichtung veranstaltet hatten – da war es gerade Frühherbst.

Schon früh wird im Huckinger Hospiz St. Raphael weihnachtlich geschmückt. Foto: Daniel Boss
Schon früh wird im Huckinger Hospiz St. Raphael weihnachtlich geschmückt. Foto: Daniel Boss

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