Rund um „Haus Grind“ in Mündelheim ist es derzeit sehr still. Das Außengelände ist verwaist, alle Hühner, Hähnchen und Gänse befinden sich im Stall. Zur Vorsicht. Denn Familie Mosch möchte ihre Tiere vor der Vogelgrippe schützen. Sie hofft, dass die Vorsichtsmaßnahmen greifen und alle Kunden wie gewohnt beliefert werden können.
Kurz vor St. Martin startet die Gänsesaison. Seit Mai kümmert sich vor allem Marita Mosch um die 350 Tiere, die nahe des Rheins groß werden dürfen. Bisher mussten sie nur nachts in den Stall, um vor Marder und Fuchs sicher zu sein. So wie die 350 Hühner und 45 Hähnchen auch.
Seit gut einer Woche, 26. Oktober, befinden sich alle Tiere nur noch in den Ställen. „Das bedeutet für uns mehr Arbeit“, unterstreicht Reinhard Mosch. „Wir füttern jetzt zweimal und nicht nur einmal am Tag. Außerdem sorgen wir dafür, dass die Tiere sich beschäftigen können: Heu- und Strohballen sowie Papiertüten für die Hühner sorgen für willkommene Abwechslung.“ Da die Ställe sowieso sehr groß seien, hätten die Tiere genug Platz. Am Geschmack für das Fleisch ändere sich durch die Heufütterung nichts: Frisches Gras enthalte zu dieser Jahreszeit nur noch wenig Nährstoffe.

Trotzdem: „Ich gehe jeden Morgen mit einem mulmigen Gefühl in den Stall“, führt der Bauer aus. „Wir sind sehr vorsichtig: Wir wechseln die Schuhe, achten auf Hygiene und lassen die Besucher nicht mehr in die Nähe der Tiere. Trotzdem könnte es immer passieren, dass beispielsweise ein infizierter Kot von Wildvögeln unsere Bestände erreicht.“ Deshalb sei er jeden Morgen froh, wenn alle Tiere ihn freudig begrüßen würden.

Für die Tiere sei die Situation nicht leicht, denn sie würden nicht verstehen, dass sie drinnen bleiben müssten. „Aber wir möchten, dass das Geflügel seine eigentliche Lebenserwartung und -bestimmung erreicht – und nicht vorher wegen der Seuche gekeult werden muss“, erklärt Marita Mosch. Würde die Vogelgrippe den Hof erreichen, müssten alle Tiere getötet werden und dürften in Deutschland nicht mehr als Lebensmittel weiterverarbeitet werden.
Familie Mosch steht mit ihren Kunden im engen Kontakt, entweder telefonisch oder im Hofladen. Sie wünscht sich, dass möglichst viele sich bereiterklären, dass die für sie bestimmte Gans schon jetzt geschlachtet wird, um sie bei sich zu Hause bis Weihnachten einzufrieren. „So sind alle auf der sicheren Seite“, unterstreicht die Bäuerin. Sie selbst werde etwa 50 Tiere einfrieren, mehr Kapazität sei nicht vorhanden. Wer darauf setze, Weihnachten eine frische Gans zu haben, nehme das Risiko in Kauf, dass das auch schiefgehen könnte.
An den Preisen wird sich im Vergleich zum Vorjahr bei „Haus Grind“ nichts ändern. Eigentlich erreichen die Gänse ein Gewicht von vier bis fünf Kilo. Wenn sie jetzt geschlachtet werden, ist es etwa ein Pfund weniger. Übrigens: Dass Familie Mosch Hühner hält, ist die Folge der Vogelgrippe aus dem Jahr 2006. Die „federführenden“ Landwirte erklären: „Hühner gelten als Indikatoren. Gänse können eher das Virus unbemerkt in sich tragen und trotzdem weiterleben, Hühner dagegen sterben viel früher daran. Deshalb mussten wir damals 40 Hühner kaufen.“ Aus diesen 40 sind mittlerweile 350 geworden, die auch Eier legen, wenn sie nicht draußen picken dürfen.

NORDBOTE-Newsletter
Neuste Nachrichten für Düsseldorf-Nord und Duisburg-Süd, Events und Angebote jeden Dienstag- und Freitagmorgen direkt in Ihr Mail-Postfach!
