Im ETuS Bissingheim geht eine Ära zu Ende: Wolfgang Grewe, der seit 1981 in verantwortungsvollen Funktionen im Verein mitgewirkt sowie diesen die vergangenen elf Jahre als Vorsitzender geleitet und geprägt hat, wurde bei der Jahreshauptversammlung am Freitag, 28. März, nun auch offiziell verabschiedet. Aber selbstverständlich wird er bei der großen Feier am 30. August wieder mit dabei sein: Dann feiert der Verein sein 100-jähriges Bestehen mit einer großen Open-Air-Party.
Wie sehr der 70-Jährige für den Eisenbahner Turn- und Sportverein (ETuS) brennt, wird schnell deutlich, wenn man mit ihm spricht. „Hier in Bissingheim ist immer alles locker“, schwärmt er von dem Ort. Doch um für die knapp 1.100 Mitglieder etwas bewirken zu können, sei großer Einsatz erforderlich. „Man muss mit den Menschen reden können. Offene Worte können oft klärend sein. Auch als ich eine schwere Zeit nach persönlichen Schicksalsschlägen hatte, war der Verein für mich da. Ich nenne so etwas ‚Liebe‘ und kann nur danke sagen.“ Er begann seine Karriere im Verein 1962 in der Turnabteilung. Schnell wechselte er zum Fußball und stand dort viele Jahre lang im Tor.
ETuS Bissingheim wurde mehrfach als ein familienfreundlicher Verein ausgezeichnet. Er umfasst die Sportabteilungen Fußball, Tennis, Tischtennis, Volleyball, Karate und Turnen – hier ist übrigens die amtierende und mehrfache Weltmeisterin im Freestyle Kata, Malini Moog, zu Hause. Derzeit läuft das Projekt „Moderner Sportverein“ – die Umstellung auf LED-Lampen, Solar und Pellets sei bereits erfolgt. Weitere Ideen sind gerne willkommen, vorstellbar sei beispielsweise, neuen Sportarten ein Quartier zu geben – aber die Eisenbahnerquote schwebe da noch über dem Verein und leider ändere sich etwa durch veraltete Gesetze und Verordnungen nichts.
Zu den Höhepunkten in der Vereinsgeschichte zählen der Aufstieg am 5. Juni 1994 der 1. Fußball-Mannschaft in die Bezirksliga sowie der 20. April 2018. An diesem Tag, so erinnert sich Wolfgang Grewe, haben 6.000 Menschen zugeschaut, wie Pierre Littbarski den FIFA-Weltcup-Pokal aus dem Panzerwagen auf das Bissingheimer Gelände geholt hat: „Das war ein einzigartiges Erlebnis, auf das wir sehr stolz sind!“
An diesem Tag durfte der Pokal dank einer Coca-Cola-Aktion hier bestaunt werden – und die Fußballjugend als Initiator hatte natürlich für ein entsprechendes Programm gesorgt. Seit diesem Tag sei der Begriff „Family“ das Markenzeichen des Vereins geworden. Bereits seit 2021 ist der ETuS ein offizieller Integrationsverein. Gerade in der heutigen Zeit sei es wichtig, weltoffen und tolerant zu sein.
Knapp 80.000 Euro muss der Verein noch an Kredit für den Kunstrasenplatz abbezahlen. Dieser wurde im Jahr 2019 auf dem insgesamt 66.000 Quadratmeter großen Gelände errichtet. Die Kosten wurden zur Hälfte von der Stadt übernommen. Derzeit, so Grewe, arbeite der Verein am Kauf der Sportanlage, um sie kaufen zu können. Die steigenden Pachtkosten bedrohten langfristig das Überleben des Vereins. Da die Bahnerquote auch durch das Neubaugebiet wohl weiter zurückgehen werde, könnte die Pacht von aktuell 0 Euro auf schlimmstenfalls 55.000 Euro im Jahr steigen. Der Kaufpreis soll in acht Jahren abbezahlt sein. Dafür werden Spenden gesammelt.
Grewe, der im Handwerk eine Ausbildung zum Elektriker absolviert hatte und nach der Ausbildung zur Bundesbahn gegangen ist und die komplette Umstrukturierung zur Deutschen Bahn AG im Betriebsrat und Gesamtbetriebsrat begleitet hat, freut sich nun auf mehr Freizeit. Er möchte (noch) öfter nach Mallorca reisen und sich Sportveranstaltungen anschauen. Aber auch die Geselligkeit soll nicht zu kurz kommen – „ich bin sehr gerne mit Menschen zusammen.“
Am Freitag wurden dafür bei der Jahreshauptversammlung die Weichen gestellt. Neuer Vorsitzender wurde Thomas Baum. Als sein Stellvertreter agiert Klaus Mühlenkamp. Thomas Lutz ist neuer Geschäftsführer. Dessen Vorgänger, Vincenzo (Enzo) Altomonte, wurde mit viel Beifall verabschiedet. Er bekam die Goldene Verdienstnadel des Vereins überreicht, als dickes Dankeschön eine VIP-Karte und ein Original-Trikot von Juventus Turin mit dem ETuS-Wappen für ein Spiel von Juventus Turin geschenkt und darf demnächst mit seinem Bruder nach Italien fahren.
Grewe freut sich auf die Auszeichnung „Sportlerherz der Stadt Duisburg“ am 3. April im Rathaus.
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