Ein Anstoß, über den Kaiserswerther Markt „neu zu denken“

Diana Zimin und Carla Heller (von links) mit einem von ihnen angefertigten Stadtmodell, welches sie dem Heimat- und Bürgerverein Kaiserswerth überließen. Foto: hs
Diana Zimin und Carla Heller (von links) mit einem von ihnen angefertigten Stadtmodell, welches sie dem Heimat- und Bürgerverein Kaiserswerth überließen. Foto: hs

Die beiden Studentinnen Carla Heller und Diana Zimin an der „Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft“ in Alfter bei Bonn haben sich unvoreingenommen, aber intensiv mit Kaiserswerth befasst. Im Fachbereich Architektur „Öffentlicher urbaner Raum“ war die Aufgabenstellung ihrer Bachelorarbeit „Überplanung und Erweiterung der städtebaulichen Achse Klemenviertel – Klemensplatz – Marktplatz in Kaiserswerth“. Nicht die Um- oder Neuplanung war die Aufgabe, sondern Ideen und Vorstellungen zu ermitteln, was die Bevölkerung, die sehr unterschiedlichen Nutzer erwarten, was ihnen fehlt und was am derzeitigen Zustand stört. Sie haben eine schriftliche Befragung durchgeführt und Passanten aller Altersstufen zu unterschiedlichen Zeiten befragt. In die Kaiserswerther Geschichte haben sie sich eingelesen, über die bisherige, seit 40 Jahren geführten Diskussionen und Planungen informiert.

Das Ergebnis ihrer 200-seitigen Arbeit haben sie kurz gefasst am 12. November in den Räumen des Heimat- und Bürgervereins Kaiserswerth e. V. vorgestellt. Es sind viele sehr kreative und neue Ideen, teils bis ins Detail gehend, zum Beispiel zur Möblierung. Sie machten auf die interessante Sichtachse vom Markt auf den Rhein aufmerksam, ein Alleinstellungsmerkmal für einen Marktplatz, für ein Ortszentrum. Es geht den Studentinnen um Aufenthaltsqualität auf dem Markt und dem Umfeld, Hitze- und Lärmschutz. In eine ökologische, nachhaltige Aufwertung bezogen sie die Rheinuferpromenade und den Grüngürtel um Kaiserswerth ein. Anhand städtischer Statistiken stellten sie fest, dass der Kaiserswerther Markt nicht nur der „heißeste Ort“ (die höchste Durchschnittstemperatur) in Kaiserswerth ist. Wenn auf der Hauptverkehrsachse Niederrheinstraße/Arnheimerstraße 12.000 Kfz. gezählt werden und auf dem Kaiserswerther Markt im gleichen Zeitraum 3.000, sind das viel zu viele. Entsprechend ist der Verkehrslärm.

Die Ausführungen der beiden Studentinnen und ihres Dozenten fanden in Wortbeiträgen der Zuhörer große Zustimmung. Ein Schlusswort des Dozenten lautete „Nicht immer war früher alles besser“, es sind auch neue Vorstellungen, Ideen und Kreativität nicht nur erforderlich, sondern auch erfolgreich. Kaiserswerth sei mit seiner Geschichte, seiner denkmalwerten Bebauung und seinem grünen Umfeld der schönste Stadtteil in Düsseldorf. Das sollte mit einer angemessenen Stadtbildpflege erhalten, aber auch zeitgemäß angepasst und entwickelt werden.

Ein ausdrücklicher Dank ging auch an den Vorstand des Heimat- und Bürgervereins, der für diese Veranstaltung seine Räume zur Verfügung stellte, auch nach dem Vortrag für den Meinungsaustausch unter den geladenen Vereinsmitgliedern und Gästen.

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6 Antworten

  1. Der Verkehrslärm am Kaiserswerther existiert nicht, da die Autos alle Schritttempo fahren. Die Vorstellung der beiden Studentinnen sind extrem unrealistisch gewesen. Am Kaiserswerther Markt gibt es zwei Altenheime, eine Grundschule, eine Stadtbücherei, extrem viele Arztpraxen, viele Geschäfte und Restaurantsund viele viele Bewohner, die zu dem oft sehr betagt sind. Alle Autos zu verbannen, ist für die vielen vielen Bewohner des Kaiserswerther Markt und den umliegenden Straßen, sowie für die Besucher der Grundschule, der zwei Altenheime, der Arztpraxis, der Besucher für die Geschäfte und Restaurants Bücherei und die vielen Handwerker, die die Häuser renovieren, eine Zumutung und Einschränkung der persönlichen Lebensumstände. Ferner haben die Studentinnen unrealistische Treppen unter der Rheinuferpromenade geplant, ohne sich über die Wasserstände des Rheins genau zu informieren. Der Kaiserswerther Markt soll nicht den Freizeit Tourismus fördern.

  2. Leider bleibt der Artikel so sehr an der Oberfläche, dass aus dem ersten Kommentar mehr Gestaltungsvorschläge der Studentinnen hervorgehen als aus dem Text. Allerdings teile ich die Auffassung der StudentInnen, dass der Autoverkehr direkt am Kaiserswerther Markt schnellstmöglich verbannt werden muss. Die Händler und Seniorenheime als Grund für 3000 Autos täglich anzuführen ist schlicht falsch. Es könnten ohne Probleme nahe Parkplätze für Gehbehinderte geben, Zeitfenster für Markt und Lieferverkehr. Jede klassische Fußgängerzone bietet das.
    Dafür würde sich der Marktplatz zu einem wahren Traum für den Stadtteil, für Anwohnende, die Schule und alle entwickeln können. Denn die Kunden bummeln dann stressfrei zum Rhein, nutzen Gastronomie und Geschäfte ganz entspannt, statt wie bisher zwischen zu engen Bürgersteigen, verbautem Mittelstreifen, parkenden Autos und zu hohen Bordsteinkanten balancieren zu müssen. Wichtig ist es ein nahe gelegenes neues Parkaus so zu errichten, dass Alt-Kaiserswerth gar nicht erst durchfahren werden muss.

  3. Frau Dr. Dr. Hagen vertritt wieder einmal die leider allzu bekannten rückwärts gewandten Positionen der strukturkonservativen Herrschenden der Ortsteilpolitik. Statt aufzugreifen, was die Studierenden in ihrer Abfrage von Bedürfnissen der Kaiserswerther offenbar erfahren haben, die altgebrachten Autofahrer- und Parkplatzargumente. Und dazu noch ungenau in ihrer Argumentation. Seit wann liegt die Grundschule am Kaiserswerther Markt? Und der Autoverkehr dorthin resultiert dann auch noch von der unseligen Eltertaxi-Praxis. Von Massenhaft (!) Arztpraxen kann bei 6-7 betroffenen Häusern auch noch nicht die Rede sein. Und die betroffenen, einen Parkplatz benötigenden hilfsbedürftigen Menschen finden schon heute keinen vor der Arztpraxis, weil sie alle von anderen belegt sind. Ich bin Kaiserswerther und kenne niemanden, der in der Erwartung mit dem Auto hierhin fährt, am Markt einen Parkplatz zu bekommen. Stattdessen Suchverkehr- es könnte ja zufällig klappen. Der Markt soll nicht den Freizeittourismus fördern? Wovon leben die Geschäfte denn am Markt zu erheblichen Teilen? Fazit: Frische Gedanken sind gefordert, die allen Kaiserswerthern gerecht werden. Ein Blick von außen und eine unvoreingenommene Auseinandersetzung kann in der insgesamt verfahrenen Situation hilfreich sein; und es muss ja nicht alles 1:1 umgesetzt werden.

  4. Frau Hagen hat wie so oft absolut recht. Und Sie wohnt vor Ort und weiss wovon sie spricht. Ohne Parkplätze gibt es dort kein Angebot. Der Stadtbezirk 5 hat von allen Stadtbezirken die geringste Bevölkerungsdichte. Verglichen mit Flingern wohnen hier Zehn mal weniger Menschen. Es ist ländlicher Raum, mit entsprechenden Entfernungen. Da ist das Auto unverzichtbar, vor allem für die immer älter werdende Bevölkerung.
    Man kann auch nicht den Verkehr begrenzen und gleichzeitig beklagen, dass immer mehr Läden zu machen. Das ist völlig Schizophren.
    Ich selber habe 10 Jahre am Kaiserswerther Markt gewohnt. Da hat sich noch nie jemand über zu viel Verkehrslärm beschwert.

    Übrigens: Kaiserswerth wurde schon 3 mal Verkehrsberuhigt:
    Das erste Mal, angeregt durch den HBV, wurde An Sankt Swidbert undurchlässiger gemacht. Ein grosses Ladensterben war die Folge und die vielen kleinen Geschäfte ( über 25 ) An Sankt Swidbert sind kaputt gegangen. Da würde man uns heute für beneiden, wenn wir die ganzen Lädchen noch hätten.
    Das Zweite Mal wurde der Verkehr am Kaiserswerther Markt vorbei geleitet, der Klemensplatz und St Goerres Strasse für die Durchfahrt gesperrt. ( Linse, Scheuvens & Wachten ).
    Das dritte Mal war dann der Anschluss der B8N und seit dem ist es wirklich sehr sehr ruhig. Was also Kaiserswerth am allerwenigsten braucht ist eine vierte Verkehrsberuhigung.

    Die meisten die jetzt widersprechen kennen Kaiserswerth nur Sonntags und im Sommer. Es gibt aber noch 6 andere Wochentage und viele Monate mit schietwetter.

  5. Herzlichen Glückwunsch zu dieser beeindruckenden und gelungenen Bachelorarbeit!
    Die intensive und unvoreingenommene Auseinandersetzung von Carla Heller und Diana Zimin mit Kaiserswerth zeigt, wie wertvoll ein frischer Blick und innovative Ansätze für die städtebauliche Entwicklung sein können. Besonders beeindruckend ist, wie fundiert und ganzheitlich die beiden Studentinnen an ihre Aufgabenstellung herangegangen sind: von der detaillierten Befragung der Bevölkerung bis hin zur Berücksichtigung historischer und ökologischer Aspekte.
    Die hervorgehobenen Ideen zur Aufenthaltsqualität, zur Sichtachse auf den Rhein sowie zur nachhaltigen Aufwertung des Umfelds sind nicht nur kreativ, sondern auch zukunftsweisend. Kaiserswerth verdient eine solche durchdachte Entwicklung, die Historie, Ästhetik und zeitgemäße Anforderungen harmonisch verbindet. Es ist erfreulich zu hören, dass die Arbeit auch bei den Zuhörern auf große Zustimmung gestoßen ist und zu einem lebhaften Austausch geführt hat.
    Ein großes Kompliment an die beiden Studentinnen für ihre Arbeit und an die Alanus Hochschule für die wertvolle Förderung solcher praxisnahen und gesellschaftsrelevanten Projekte!
    Eventuell und hoffentlich führen die Ergebnisse bzw. dieser Denkanstoß des hervorragenden Projektes zum Umdenken in der Politik.

    PS: Frau Dr. Dr. Hagen, ich weiß ja nicht, inwiefern Sie bei dem Vortag zugehört haben. Frau Heller und Frau Zimin wollten lediglich einen Denkanstoß geben und keinen konkreten Projekt- und Meilensteinplan präsentieren. Offensichtlich haben Sie dies falsch aufgefasst. Ich denke, die beiden Studentinnen würden, wenn Sie nett anfragen, sicherlich einem erneuten Vortag für Sie halten.

  6. Wir sind seit 1982 Anwohner, An Sankt Swidbert, und kennen die Situation des Marktes aus eigener täglicher Erfahrung. Wir schätzen jeden Anstoß einer Neugestaltung oder Renovierung des Marktes.
    Aber : der Autoverkehrslärm ist nicht groß wie angemahnt, die Parkplatzsituation ist problematisch. Am Markt selber ist ein Altersheim, viele Geschäfte und Wohnungen, die Stadtbücherei, Arztpraxen, Restaurants, das Rathaus, das Bürgerbüro. Sie müssen durch PKWs erreichbar sein.
    Ein Teil des Verkehrsaufkommens ist dadurch bedingt, dass die Fliednerstraße (Altersheim. Schule, Kindergarten, Pfarrgemeinde, Arztpraxen und viele Wohnungen) nur über den Kaiserswerther Markt abfließen kann.
    Unser kritischer Vorschlag: das denkmalgeschützte Krankenhaus, für das man noch keine Weiternutzung / Umgestaltung, auch keine Lösung der Parkplatzsituation gefunden hat, abreißen und durch ein begrüntes Parkhaus ersetzen.

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