Der vergessene Ferdinand Lassalle im Gartenpavillon

Ulrich Franke, Gerhard Becker, Dr. Bärbel Franke, Renate und Bruno Holtschneider, Mitgliedere des Kulturkreises Kalkum e.V., bei der Reinigung der Lassalle Gedenkstätte im Kalkumer Schlosspark. Foto: hs
Ulrich Franke, Gerhard Becker, Dr. Bärbel Franke, Renate und Bruno Holtschneider, Mitgliedere des Kulturkreises Kalkum e.V., bei der Reinigung der Lassalle Gedenkstätte im Kalkumer Schlosspark. Foto: hs

Seit dem Auszug des Hauptstaatsarchivs NRW aus dem Kalkumer Schloss vor 10 Jahren hat die Gedenkstätte für Ferdinand Lassalle (1825–1864) im Kalkumer Schlosspark offensichtlich keine Pflege und Reinigung mehr erhalten. Es ist die größte Gedenkstätte für den Freiheitskämpfer, Organisator, Juristen und Dichter in Deutschland.

Zu seinem 150. Todestag hatte der damalige Ministerpräsident von NRW, Heinz Kühn, im barocken Gartenpavillon des Kalkumer Schlosses für Lassalle ein Ehrenmal errichten lassen. Der Friedhof mit seinen sterblichen Überresten in Breslau war von Überbauung bedroht. Eine Überführung in ein in Kalkum angedachtes Mausoleum war aber wegen Einwänden der jüdischen Gemeinde und juristisch-diplomatischen Schwierigkeiten nicht möglich. So blieb es bei einem großen Marmorblock und Marmortafeln des Steinbildhauers Edgard Buhrmann. Die Büste an der Stirnwand kam 1980 hinzu (Nachguss, Künstler unbekannt).

Ferdinand Lassalle wirkte von 1846 bis 1859 in Düsseldorf. 1863 hatte er die erste politische Arbeiter-Parteiorganisation (Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein) gegründet, Vorgänger der heutigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Eine Verbindung nach Kalkum gibt es durch Sophie von Hatzfeld, die er in einem langen Scheidungsprozess aus einer sehr unglücklichen Ehe vertrat. Sie schloss sich seinen Idealen und Zielen für die Arbeiterbewegung an. Als „rote Sophie“ wurde sie in bürgerlichen Kreisen verspottet.

Am 11. April 2025 war der 200. Geburtstag von Ferdinand Lassalle. Da es vor Ort in Kalkum aus diesem Anlass keine offizielle Würdigung gab, wollte der geschichtsbewusste und auf Sauberkeit im Dorf achtende Vorstand sowie Mitglieder des Kulturkreises Kalkum diesen unbefriedigenden Zustand der Gedenkstätte nicht länger hinnehmen. Sie schritten am 5. Mai zur Tat und reinigten das Objekt innen und außen, soweit es ihnen ohne Gerüstaufbau möglich war.

Der Käufer, Investor und Entwickler von Schloss und Park, die Prinz von Hohenzollern Grundstücksverwaltung AG, hält den beliebten und gut besuchten Park in Ordnung. Er ist öffentlich und unentgeltlich zugänglich. Im Schloss sollen Eigentumswohnungen eingerichtet werden. Da Schloss und Park unter Denkmalschutz stehen und das gesamte Areal auch ein Bodendenkmal ist, ist ein langwieriger Genehmigungsprozess notwendig. Eine Bauvoranfrage ist aber schon positiv beschieden.

Der Park ist ein idyllischer Erholungsort, vor allem jetzt im blühenden Frühjahr. Lassalle bleibt mehr oder weniger unbeachtet im Gartenpavillon. Für seine Ideale und Ziele wird jedoch auch heute noch mit Streiks und in Auseinandersetzungen politischer Parteien gekämpft.

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