Es ist inzwischen guter Brauch, dass der Kulturkreis Kalkum e. V. zum Herbstbeginn, wenn die Nächte länger werden, den Nachtwächter (Michael Hermes) beauftragt, mit Horn und kräftiger Stimme („Hört ihr Leute, lasst euch sagen…“) durchs Dorf zu gehen. Das macht er an zwei Abenden und erzählt dabei aus der bewegten Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner, unterstützt von Vereinsmitgliedern. Ihre Vorträge werden somit zu kleinen Sketchen – spannendem, grausamem, dramatischem und heiterem.
Es gibt viel zu erzählen aus dem kleinen Dorf rund um das große Wasserschloss der Reichsfürsten von Hatzfeld. Für stimmungsvolle Beleuchtung mit Fackeln sorgt die Jugend der Freiwilligen Feuerwehr Kalkum.
In diesem Jahr ging es in der ersten Geschichte um die damals fahrbare, handbetriebene neue Wasserspritze der 1904 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr. Sie sollte dem Fürsten vor dem Schloss vorgeführt werden, um ihn zu einer Spende zu bewegen. Trotz aller Bemühungen kam jedoch kein Wasser aus dem Schlauch. Ob der Fürst dennoch gespendet hat, ist nicht überliefert. Eine solche Spritze haben die geschichtsbewussten Kalkumer heute noch als Schaustück. Die Jugendfeuerwehr zeigte den jeweils mehr als 50 Zuschauern direkt vor Ort unter großem Beifall, dass sie damit bestens umgehen kann.
Ein Vortrag befasste sich mit einem Raubüberfall 1928 auf den damaligen Bahnhof im Kalkumer Wald und der Frage, warum und wie die Polizei die Räuber schnell fassen konnte. Beim nächsten Sketch ging es um die Kalkumer Schulen im Laufe der Jahrhunderte. Seit 1968 gibt es in Kalkum keine Schule mehr, die Kalkumer Kinder müssen in die Nachbarorte pendeln. Eine Schülerin und ein Schüler spielten beim Sketch mit.
Anschließend führte der Nachtwächter sein Publikum zur ehemaligen Leichenhalle. Diese war zuvor Gerätehaus der Feuerwehr gewesen. Direkt daneben, auf dem Gelände der heutigen Siedlung „Am hohen Bröhl“, befand sich die Sportanlage des „ruhmreichen“ TVK Kalkum 1911 e.V. Die Feldhandballer spielten immerhin in der Bezirksliga! Dieser Verein vereinigte sich 1965 mit den Wittlaerer Sportlern zum TVK Kalkum 1911 Wittlaer e.V.
An der Gedenkstätte von Ferdinand Lassalle ging es um dessen dramatisches Liebesverhältnis zu Helene von Dönniges, welches mit einem Duell und seinem Tod endete.
Zu diesen Vorträgen und Sketchen hatten Gerhard Becker und Ingrid Franzen, Vorsitzender und Schriftführerin des Kulturkreises, die Texte recherchiert und die Drehbücher geschrieben. Der Beifall für diesen großartigen Rundgang war groß und anhaltend. Die großzügigen Spenden in den Hut von Lassalles Duell-Assistenten (Gerhard Becker) kommen der Kalkumer Jugendfeuerwehr zugute.
Beim anschließenden kleinen Umtrunk im Lambertushaus kam man zu der Überzeugung, dass man sich mit diesen angehenden Feuerwehrleuten und dem aufmerksamen Nachtwächter um die Sicherheit in Kalkum keine Sorgen machen muss.
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