Zum projektierten Baugebiet nördlich der Kalkumer Schlossallee hatte es in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Informationsveranstaltungen, Protest- und Plakataktionen gegeben. Am 12. Oktober hatte beispielsweise der WDR zu einer Veranstaltung im Klemensviertel eingeladen. Es haben sich zwei Bürgerinitiativen, „Stadt-Land-Fluss“ (Sprecherin Verena Dolphin) und „Grüner Norden Düsseldorf“ (Sprecherin Gabriele Gießmann), gegründet, die sich grundsätzlich gegen die Bebauung dieser Freifläche aussprechen. Sie argumentieren, dass es sich um ein Wasserschutzgebiet, ein Kaltluftentstehungsgebiet und teils auch um ein Landschaftsschutzgebiet handelt.
Oberbürgermeister Stephan Keller war eine Petition mit über 3.000 Unterschriften übergeben worden, die sich gegen dieses Projekt aussprach. Seitens Politik und Verwaltung wird das Vorhaben als „Mehrgenerationen-Campus“ mit Seniorenheim, Kindertagesstätte, Gesamtschule und Sportanlagen in Verbindung mit Wohnungsbau bezeichnet. Es sei notwendig und beschlossene Sache, dass dort gebaut werde. Nur zum „Wie“ könnten Bürger sich beteiligen. Ein Architektenwettbewerb hatte bereits stattgefunden.
Am 21. November hatte die Bürgerinitiative „Grüner Norden“ in die Aula des Theodor-Fliedner-Gymnasiums eingeladen. Sie bezeichnete dies ausdrücklich nicht als Protest-, sondern als Informationsveranstaltung. Mit Plänen und Computeranimationen stellten sie das angeblich „niedlich“ anmutende Architekturmodell des Wettbewerbssiegers mit vier- bis fünfgeschossigen Wohngebäuden Computerimitationen gegenüber, die aus ihrer Sicht die Realität abbilden (ähnlich den Wohnungen der DWG an der Alten Landstraße/Ecke Kalkumer Schlossallee). Die bereits jetzt überlastete Verkehrsanbindung wurde besonders kritisch betrachtet, sowohl für den Individualverkehr als auch für den ÖPNV mit der U 79.
Dr. Ing. Benedict Korischen von der Initiative „Grüner Norden“ betonte, dass eine sehr durchdachte Planung erforderlich sei, um die Lebensqualität im Düsseldorfer Norden zu erhalten. Es gebe im Umkreis von zwei Kilometern um Kaiserswerth Alternativen zur Wohnbebauung – durch Verdichtungen, Aufstockungen, Umnutzung von Bürogebäuden und Bauen auf bereits versiegelten Flächen. Mit geringeren Erschließungskosten und ohne Prozessrisiko könne dort preiswerter gebaut werden. Die Bürgerinitiative widersprach der Aussage des Oberbürgermeisters, „zum wachsenden Wohnungsbedarf der Großstadt müsse auch der Düsseldorfer Norden einen Teil beitragen“. Im Düsseldorfer Norden seien in den vergangenen Jahrzehnten doppelt so viele Wohnungen wie in anderen Stadtteilen gebaut worden, so der „Grüne Norden“. Sie verwiesen zudem auf die Widersprüche in der aktuellen Kooperationsvereinbarung der Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen. Die gesetzlichen Vorgaben zum Landschafts-, Natur- und Wasserschutz sowie zum Klimaanpassungsgesetz vom 1. Juli 2024 würden mit diesem Projekt ebenfalls nicht eingehalten.
Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND NRW, warnte eindringlich davor, diese für den Landschafts-, Wasser- und Klimaschutz wichtige Freifläche zu bebauen. Ökologische Perspektiven müssten dieser Planung entgegengesetzt werden. Günstiger Wohnungsbau, so die Bürgerinitiativen, sei nördlich der Kalkumer Schlossallee aufgrund der heutigen Grundstückspreise nicht möglich. Nur fünf Prozent des Gebiets stünden im Eigentum der Stadt Düsseldorf.
Bereits während der Vorträge der Sprecher der Bürgerinitiativen hatten weitere Bürger Gelegenheit, am Rednerpult ihre Meinung zu äußern. Viele Zuhörer aus dem Publikum meldeten sich am Ende der Veranstaltung ebenfalls zu Wort. Die Ablehnung des Bauprojekts nördlich der Kalkumer Schlossallee war einmütig.
Abschließend sei angemerkt, dass die Bürgerinitiative „Stadt-Land-Fluss“ vor einigen Jahren gegründet wurde, um eine großflächige Bebauung auf dem „Himgesberg“ südlich des Zeppenheimer Wegs zu verhindern. Danach war es ruhig um dieses Projekt geworden. Nun erschien es jedoch wieder auf der Tagesordnung der Sitzung der Bezirksvertretung am 3. Dezember 2024. Noch vor der Sitzung wurde der Tagesordnungspunkt allerdings erneut zurückgezogen.
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