Kann der Rückbau der B 8alt verändert oder gar gestoppt werden? Danach hatten Vertreter der Bürgervereine Serm und Huckingen sowie des Heimat- und Kulturkreises Wittlaer Ende November vergangenen Jahres in einem Schreiben an NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst gefragt – NORDBOTE berichtete exklusiv (Der Artikel ist abrufbar unter dem Link: nordbote.de/b8alt). Nun ist eine Antwort aus Düsseldorf gekommen. Sie ist für die drei Vertreter zahlreicher Bürgerinnen und Bürger „enttäuschend“.
Die Initiatoren Rainer Kreh (Bürgerverein Serm), Dietmar Ahlemann (Bürgerverein Huckingen) und Roman Wesolowski (Heimat- und Kulturkreis Wittlaer) hatten um eine Neubewertung des Rückbaus der B 8alt von Huckingen bis zum Froschenteich gebeten. Die Anfrage sei von der Staatskanzlei in Düsseldorf umgehend an das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW weitergeleitet worden. „Zwei Monate später kam die ziemlich enttäuschende Antwort“, äußern sich die Vorsitzenden gegenüber diesem Magazin in einer Stellungnahme.
„Enttäuschend nicht aufgrund des Ergebnisses, dass sich nichts an dem Beschluss ändern wird – das hatten wir vielleicht gehofft, aber nicht wirklich damit gerechnet –, sondern weil man sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hat, im Einzelnen auf unsere Belange einzugehen.“
Außer den bekannten, mehrfach gehörten Argumenten, warum der Rückbau aus Sicht des Ministeriums notwendig sei, sei nichts zu lesen. Es sei weder auf die planerischen Mängel eingegangen noch die Frage beantwortet worden, ob man nicht den Rahmenbedingungen Rechnung tragen sollte, die sich nach 16 Jahren deutlich geändert hätten. „Gerade eine Betrachtung der Kosten für diesen Umbau mit Blick auf viele marode Straßen in den an diesem Brief beteiligten Ortschaften wäre das Mindeste gewesen, was wir hätten erwarten können.“
Das Verkehrsministerium gebe die Bindung an den Planfeststellungsbeschluss als Hauptargument an. In dem Schreiben heißt es: „Der Rückbau der B 8alt ist ein wichtiger Bestandteil dieses Ausgleichs- und Ersatzkonzeptes.“ Das Konzept sei Bestandteil des Planfeststellungsbeschlusses: „Die Entsiegelung der Verkehrsfläche B 8alt trägt u. a. dazu bei, die durch den Bau der B 8neu entstandene Versiegelung von belebten Bodenflächen zu kompensieren. Der schmalere Querschnitt und die Reduzierung der Verkehrsmengen führen außerdem zu einer Absenkung der Lärm- und Schadstoffbelastung entlang der alten B 8 und tragen zu einem stärkeren Schutz der angrenzenden Wasserschutzzonen bei.“ Darüber hinaus werde die bestehende Zerschneidungswirkung der bisherigen Straßenführung verringert.
„Das ist bekannt“, reflektieren die Initiatoren das Antwortschreiben. „Aber Laufzeiten solcher Genehmigungen der öffentlichen Hand sollten und müssen begrenzt werden – sonst werden irgendwann Brücken über Autobahnen gebaut, die schon nicht mehr existieren, nur weil der Beschluss es so vorsieht.“
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13 Antworten
Eine bräsige Bürokratie kann sich Deutschland nicht mehr leisten. Eine Anfrage nach zwei Monaten zu beantworten ist untragbar. Erst recht die Begründung: Versiegelungskompensation auf Kosten der Verkehrsqualität (landwirtschaftlicher Verkehr zB) ist Unsinn. Dann müsste auch die Danziger Straße rückgebaut werden, um das riesige Baumehrvolumen des Fashionhaus-Ersatzes zu kompensieren. Der schmalere Querschnitt führt nicht zu einer Lärm- und Schadstoffminderbelastung, denn das Verkehrsaufkommen bleibt gleich, ebenso wie die „Zerschneidungswirkung“.
Das Wasserschutzargument geht somit fehl. Man kann sich nicht bei vorhandenem Verstand auf einen Beschluss von 2008 berufen, was als einziges „Argument“ übrig bleibt. 2008 – da war Medwedew Präsident von Russland und Obama gewann seine Wahl gerade. Die Frage ist also: ist ein Beschluss nicht nichtig und ein Verwaltungshandeln nicht rechtswidrig, wenn es sich auf falsche Tatsachen beruft?
Der größte Witz am Rückbau wird sein, dass Radfahrer und Fußgänger beider Richtungen einen kombinierten Rad/Fußweg nutzen sollen der bereits jetzt zu schmal ist. Jedenfalls muss man als Fußgänger bereits jetzt direkt in die Brennesseln und Riesenbärenklau (der wächst da auch seit Jahren ohne dass es irgendwen interessiert) hüpfen wenn da ein Radler ankommt und man nicht überfahren werden will. In Zukunft gilt das dann für beide Richtungen auf einem gemeisnamen Seitenstreifen.
Bereits jetzt an der Anschlussstelle A524 ist das sehr unklug gelöst worden. Auf einer Seite alles weg gemacht, auf der anderen Seite müssen sich Fußgänger/Radfahrer beider Richtungen den Seitenstrefen teilen, und dann hat man auch noch die Ampel auf den Seitenstreifen geknallt. Asymetrisch, so dass nur 2/3 der Breite nutzbar ist da man an dem schmalen Stück nicht mehr mit dem Fahrrad durch kommt.Ok, kann natürlich auch sein dass Düsseldorf keine radfahrenden Besucher aus Duisburg haben möchte und deshalb diese Schikane eingebaut hat. Dann wäre das keine Fehlleistung sondern äußerst genial umgesetzt.
Deutschland hat fertig! Wütende Bürokraten in den Ämtern und kein gesunder Menschenverstand. Ich glaube das alles einfach nicht mehr.
Wenn man schon umbaut, warum macht man dann nicht eine ordentliche Fahrradstrasse? Habe ich was verpasst, sind die Grünen nicht mehr in der Landesregierung?
Ist der Vorgang dem Bund der Steuerzahler NRW bekannt? Wenn dieses Thema nicht bereits in ihrem Schwarzbuch behandelt wurde, in dem über Fälle von Steuerverschwendung berichtet wird, dann wäre das jetzt angezeigt. Wie kann man eine gut erhaltene Infrastruktur wie diese „ohne Not“ zurück bauen? Wenn die Fahrbahndecke der B 8 alt schadhaft wäre, könnte man es ja vielleicht noch verstehen. Überall fehlt Geld für die Sicherstellung der öffentlichen Daseins- für- und vorsorge. Und hier wird Geld verbrannt für eine mindestens fragwürdige Maßnahme.
Haben unsere politisch immer noch nicht den Bürgerwillen verstanden??
Man darf sic nicht mehr wundern wenn der Wahlbürger nicht mehr wählen geht, oder andere Parteien wählt!!
Diese Steuergeldverschwendung der B8 alt müsste im „ZDF Ländermagazin“ unter dem Bericht „Hammer der Woche“ sehr schnell gesendet werden.
In unserer Demokratie fehlt sowas wie es in der Schweiz praktiziert wird, dass die Wahlbürger viel öfter zur Wahl gehen.
Wer wählen geht darf Kritik üben, und die nicht Nichtwähler müsste man viel mehr überzeugen.
Es ist nicht mit klarem Menschenverstand zu Vereinbaren , mit welcher Ignoranz und Gleichgültigkeit die gewählten politischen Vertreter , sich hinter einen vor mehr als 15 Jahre alten Planfeststellungsbeschluss verstecken . Es wird sich nicht mal die Mühe gemacht auf Einwände und neue Gegebenheiten einzugehen . ( Neubaugebiet am Wasserwerksweg , Große Erntefahrzeuge , Lieferdienste oder Einsatzfahrzeuge )
Tja, die starke Enttäuschung über die Antwort des Ministeriums ist auch eine Folge der zuvor durch die von CDU und SPD (hier in der Bezirksvertretung 5 der ich als Grüner angehöre) genährten Hoffnung, dass der Planfeststellungsbeschluss noch geändert werden kann. Bevor man aber zugibt, dass der hier kritisierte Straßenrückbau seinerzeit mit Stimmen aus CDU und SPD befürwortet wurde, lenkt man lieber den Groll auf einen ausführenden Minister, der passenderweise auch noch einer anderen Partei angehört.
Zum Thema „Fahrradstrasse“: Wir Grüne fänden diese gut und haben es auch schon thematisiert, sind da jedoch an den Planfeststellungsbeschluss gebunden und stehen vor der Ablehnung durch CDU.
Während SPD, CDU und FDP versucht haben den Rückbau zu verhindern, hier zur Erinnerung eine Anfrage von Waldemar M. Fröhlich (Grüne) in der Bezirksvertretung 5 vom 28.05.2019. Man kann unschwer erkennen, dass er hier für einen schnellen Rückbau plädiert: „Die B8n ist im Verlauf durch den Düsseldorfer Norden längst gebaut und vor kurzem
wurden die Anschlüsse auf Duisburger Stadtgebiet an die B 288 und BAB 59 sowie
BAB 524 ebenfalls fertig gestellt. Mit dem Bau dieser Straße wurde das Ziel verfolgt,
die entlang der B 8 liegenden Stadtteile Wittlaer, Kaiserswerth und Lohausen vom
steigendem PKW-Verkehrsaufkommen zu entlasten und somit die Lebens- und Umweltsituation im Düsseldorfer Norden zu verbessern. Teil der 2008 erteilten Baugenehmigung (Planfeststellungsbeschluss) ist der Rückbau der „alten“ B8 auf 4,75 m
Straßenbreite zuzüglich Fuß- und Radweg. Dieser Rückbau ist laut Planfeststellungsbeschluss notwendig, um die ökologischen Schäden infolge der B8n durch eine vormals unbelastete Landschaft auszugleichen. Die Verwaltung hat in der Sitzung der
BV 5 am 25.09.2012 (Vorlage 175/97/2012) entsprechend berichtet. Nach Abschluss
des Straßenneubaus ist nunmehr die Zeit gekommen, der 2008 erteilten Baugenehmigung rechtgemäß vollends zu entsprechen und die B8 zurückzubauen. Im Sinne
des Umweltschutzes, des Anwohnerschutzes und der Förderung des Radverkehrs.
Andernfalls ist der nicht erfolgte Rückbau dazu geeignet, Zweifel am rechtmäßigen
Handeln der Straßenbauverwaltung des Landes zu nähren, was verhindert werden
sollte. Daher wird um die Beantwortung folgender Fragen gebeten:
1. In welcher Zuständigkeit befindet sich die B8 „alt“ zwischen der Stadtgrenze
Duisburg und Wittlaer, bzw. wer hat den Rückbau umzusetzen?
2. Ist der Verwaltung bekannt, warum der Rückbau bislang nicht erfolgt ist?
3. Wie kann die Landeshauptstadt (Verwaltung und/oder Politik) den Rückbau
einfordern oder forcieren?“
Was da läuft, ist mit normalen Menschenverstand nicht zu begreifen.
Von Huckingen aus in Richtung Düsseldorf ist ab Anschluss A524 die B8 alt nur für Anlieger. Aus Richtung Froschenteich gibt es keine Einschränkung. Was ist den nun Gültig ? Also Niemandsland.
Es ist in vielen Bereichen einfach nur noch lächerlich, was hier behördlicherseits passiert. Und Standardantworten, die man schon zuhauf gehört und gelesen hat, einfach abzuschreiben und damit ein ernstes „Anliegenschreiben“ von engagierten Bürgerinnen und Bürgern mit einem billigen Antwortschreiben abzukanzeln ist einfach respektlos. Das sollte man tatsächlich einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen. Vielleicht haben ja die Initiatoren der entsprechenden Bürgervereine noch mal Zeit und Muße, so etwas einfach mal an ausgewählte größere überregionale Redaktionen zu senden und dann mal zu schauen, was passiert. Ruhig auch an die Redaktionen von Satiresendungen wie die „Heute Show“ oder „Extra Drei“ („Irrsinn der Woche“ wird hier gerne thematisiert und Duisburger Schildbürgerstreiche würden nicht das erste Mal thematisiert.) zu senden.
Ich vermute mal, die meisten, die hier schreiben, haben am 23. Februar ihr Kreuzchen bei einer der beteiligten Parteien gemacht. Also: nicht jammern, das nächste Mal anders wählen.
Hallo Karl!
Wahnsinn, dieser Kommentar hat mir meine Augen geöffnet! Diese konstruktive Idee und bringt uns wirklich voran! Danke!